Seuzf. Schon wieder eine Binsenweisheit, die auch für mich wahr ist: Wenn Andrew und ich uns nicht regelmäßig Zeit füreinander nehmen, scheint mir die Basis für unsere Beziehung wegzurutschen.
So hören sich in letzter Zeit Dialoge zwischen Andrew und mir an:
Ich: "Sag mal, liebst du mich eigentlich?"
Er schenkt mir einen misstrauischen Blick "Wie kannst du so etwas nur fragen?"
Ich: Naja, ich würde das eben einfach gerne ab und zu hören.
Er nimmt sich eine Tüte Chips aus der Tüte und nuschelt "Natürlich liebe ich dich" während er weiter auf den Fernsehbildschirm starrt.
Dieser Dialog ist auch sehr typisch:
Ich: Ich glaube, du liebst mich nicht.
Er: Hä? Wie kommst du denn da drauf?
Ich: Ich glaube du magst mich im Großen und Ganzen. Aber Liebe? Nee, glaube ich nicht.
Er: Warum sagst du nur solche schrecklichen Dinge?
Ich: Was soll denn daran schrecklich sein? Ich schildere doch nur meinen Eindruck.
Oder:
Ich: Weißt du eigentlich, wie gerne ich mit dir zusammen lebe? Es ist wirklich toll, dass du mich so sehr unterstützt. Auf dir kann ich Häuser bauen.
Er:
Ich: Lebst du auch gerne mit mir zusammen?
Er: Klar.
Ich: Kannst du mir sagen, warum du so gerne mit mir zusammen bist?
Er: Äh
Ich: Fällt dir etwa kein Grund dazu ein?
Er: Ähm, naja, öh, ich bewundere dich, weil du beruflich so gut hier Fuß gefasst hast.
Ich: Hä?
Ich beschreibe diese Dialoge nicht, um über Andrew herzuziehen. Diese Dialoge zeigen zwar einerseits, dass Andrew überhaupt nicht mit meiner emotionalen Bedürftigkeit umgehen kann aber andererseits stelle ich ihm in diesen Gesprächen auch immer eine Falle. Denn selbst, wenn er genau das sagen würde, was ich mir in meiner diffusen Unzufriedenheit vorstelle, würde das mich nicht glücklicher machen.
Es gibt Phasen, wo ich so eine unbestimmte Unzufriedenheit spüre. Es ist nichts, worauf ich meinen Finger legen kann. Wann immer ich dann abends mit Andrew zusammen im Wohnzimmer sitze, fange ich diese Gespräche mit ihm an, die ihn von Anfang an blöd aussehen lassen.
Das interessante für mich ist hier aber, dass Andrew in seinem Ausdruck für seine Zuneigung zu mir extrem stabil ist. Er verändert sich da überhaupt nicht. Er ist immer der Gleiche. Und meistens habe ich auch überhaupt kein Problem damit. Mich stört dann auch nicht, dass er manchmal bemerkenswert wenig Einfühlungsvermögen hat. Aber dann passiert es, dass ich merke, wie ich mich zur mäkelnden Gattin entwickle. Plötzlich stören mich Kleinigkeiten an ihm. Ich mache mir darüber Gedanken, ob er mich liebt oder nicht und fange andauernd diese Gespräche mit ihm an, die zu nichts führen.
Denn nichts, was er sagen würde, würde meine Unzufriedenheit verschwinden lassen. Selbst wenn er auf Abruf fähig wäre, auf die Knie zu fallen und mich mit Liebesschwüren zu überschütten, würde ich ihm das nicht abnehmen. Wenn ich in so einer Stimmung bin, kann der Mann überhaupt nichts richtig sagen oder machen.
Letztes Wochenende hatte ich in Bezug auf diese Stimmung einen Tiefpunkt erreicht. Wann immer Andrew irgendwo in meiner Näher auftauchte, fing ich an, ihn Fragen zu stellen, die mich noch leerer fühlen ließen als ich mich vorher schon gefühlt hatte.
Bevor er letzten Sonntag ins Bett ging, fragte er dann so ganz nebenbei "Warum bist du in den letzten Wochen nur so unzufrieden mit mir? Was hat sich denn verändert?"
Als ich darüber eine Weile nachdachte, kam mir die Erleuchtung. Nichts hatte sich verändert. Er war genauso, wie er immer ist. Eigentlich bin ich davon überzeugt, dass er der perfekte Mann für mich ist, gerade weil er nicht so anhänglich ist. Er lässt mir alle Freiheiten, die ich brauche und unterstützt mich wo er nur kann. Er ist immer hilfsbereit und unterstützend aber gleichzeitig erwartet er von mir kein sonderliches Engagement. Wir leben beide unser Leben nebeneinander und sind trotzdem locker miteinander verbunden. Für mich, als ehemaliger lebenslanger Single, ist diese Beziehung perfekt.
Anscheinend werde ich aber unruhig und unzufrieden, wenn Andrew und ich monatelang nur Alltag miteinander leben. Letztes Jahr war das genauso. Damals war ich schon zu der Erkenntnis gekommen, dass, wenn wir nur einmal im Monat etwas Besonderes gemeinsam unternahmen (Campen, Wandern, etc.), etwas, wo wir viel Zeit zu zweit alleine verbrachten, ich überhaupt keine Probleme mehr in der Beziehung hatte. Ich war dann zufrieden und die Frage nach Liebe stellte sich für mich gar nicht erst.
Wenn wir es schaffen, so etwas regelmäßig zu machen, geht es mir mit ihm phantastisch. Wenn wir es nicht tun, scheine ich nur noch an ihm rumzumäkeln.
Dies ist für Paare, die schon immer in Beziehungen gelebt haben, natürlich eine Binsenweisheit. Für mich ist das alles immer noch neu.
Jetzt müssen wir uns nur noch hinsetzten und was planen.
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