Montag, 25. Januar 2016

Das Donald Trump Phänomen

Bildrechte: Tony Webster, CC license auf flickr
Amerikaner setzen ganz andere politisch Prioritäten, als wir Deutschen. Darum ist ein Donald Trump möglich.

Hier in Maine haben wir einen Gouverneur. Jeder Staat hat einen Gouverneur und sie sind wie kleine Könige. Manche von ihnen benehmen sich auch so. Jedenfalls liegt unser Gouverneur, Paul LePage, mit seiner Art vollkommen im Trend des politischen Lebens.

Seit er vor mehr als fünf Jahren gewählt wurde, beleidigt er ganz demokratisch so ziemlich jede Gruppe, Randgruppe, Minderheit, und Rasse, die hier existiert. Andauernd ist er sauer, weil er nicht versteht, dass andere sich über ihn aufregen. Das Problem, so findet er, ist nicht, was er sagt, sondern die Tatsache, dass andere solche Sensibelchen sind oder ihn schlichtweg missverstehen. Er regt sich dabei besonders über die Medien auf, die sich angeblich geifernd auf jeden kleinen Ausrutscher (die seiner Meinung nach gar keine sind) stürzen würden, ohne jemals zu würdigen, dass er in 99,99999% seiner Zeit einen perfekten und von allen respektierten Job machen würde(siehe hier einen Artikel über ihn: www.abcnews.go.com).

LePage hat sich aus asozialen Familienverhältnissen zum Politiker hochgearbeitet und behauptet die Stimme des kleinen Mannes zu verkörpern. Er würde schließlich nur sagen, was alle anderen denken und sich nie zu äußern trauen.

Und er scheint mit seiner Art anzukommen. Nach vier Jahren im Amt wurde er wiedergewählt, egal, was er in der Zwischenzeit so alles vom Stapel gelassen hatte. Meine Schwiegerfamilie und mein lieber Andrew stimmten zwar darin überein, dass sich LePage vielleicht manchmal ein wenig ungeschickt ausdrücken würde aber sonst würde er großartige Arbeit leisten (Worüber man geteilter Meinung sein kann).

Und dann kam Donald Trump. Plötzlich passierte das, was mir aus Maine bereits vertraut war auch auf nationaler Ebene. Ein höchst merkwürdig aussehender Knabe verströmte den Charme eines Räuber Hotzenplotzes und brachte eh schon brisante Themen auf eine höchst fragwürdige Art zur Sprache. Und er hat Erfolg damit.

Meine anfängliche Vermutung, dass nur die ungebildeten Landeier von solchem Gerede angezogen werden würden, wird immer wieder widerlegt. Sowohl LePage als auch Trump haben eine Gefolgschaft, die alle Schichten durchzieht.

Trumps Auftreten wird mit Stärke gleichgesetzt. Diejenigen, die ihn gut finden, wollen endlich wieder einen starken Präsidenten haben, der ihr Land auch wieder stark machen kann. Sie wollen wieder stolz auf ihr Land sein. Sie wieder, dass die USA wieder die Führung in der Weltordnung einnimmt, weil sie das für die natürliche Ordnung der Dinge halten.

Und das soll Donald Trump jetzt richten.

Für mich ist diese Argumentation ganz merkwürdig. Anscheinend ist vielen Amerikanern sehr wichtig, wie ihr Land in der Welt steht. Sie wollen, dass andere Länder zu Amerika aufschauen und sich von Amerika führen lassen. Diejenigen, die Trump folgen, ist also die Außenwirkung Amerikas ungeheuer wichtig.

Als ich das begriffen hatte, verstand ich auch den Erfolg, den Trump im Moment hat. Und ich begreife auch langsam andere politische Entscheidungen, die hier getroffen werden.

Ich kann diese Art der Prioritätensetzung nur schwer nachvollziehen. Für mich ist viel wichtiger, wie sich das Leben innerhalb eines Landes darstellt, als dessen Außenwirkung. Mir ist doch schietegal, was andere Länder von Deutschland halten, wenn wir es dabei schaffen ein friedliches Leben in Wohlstand zu verbringen.

In Amerika scheint Wohlstand nur sekundär zu sein und er wird auch anders definiert. Wohlstand heißt hier, dass man sich ein schönes Haus kaufen und gute Autos leisten kann. Wohlstand für mich heißt Sicherheit: Die Sicherheit im Krankheitsfall gut versorgt zu sein, egal, ob man arm oder reich ist. Die Sicherheit bei Arbeitslosigkeit nicht auf der Straße leben zu müssen, weil man die Miete nicht mehr bezahlen kann. Die Sicherheit auf gute Ausbildung, auch wenn man nicht aus reichem Hause kommt.

Mein Eindruck ist auch, dass viele politische Ziele und wirtschaftliche Investitionen sehr kurzsichtig angelegt werden. Wenn etwas nicht sofort Erfolg oder Gewinn bringt, wird es oft als sinnlos abgelehnt. So werden z.B. alle Stromleitungen überland verlegt. Das ist erst mal billiger. Aber natürlich müssen diese Leitungen andauernd repariert werden, da der kleinste Wind oft flächendeckenden Stromausfall verursachen kann. Im Winter heißt das dann, dass viele Häuser nicht mehr beheizt werden können, die Leitungen einfrieren und dann ein riesiger Sachschaden entsteht. Trotzdem wird nicht in das Stromnetz investiert, denn kurzfristig ist das nun einmal sehr teuer, aber langfristig gesehen . . .  Wem erzähle ich das?

Anyway. Ich schweife ab.

Worauf ich hinaus wollte war, dass in Amerika politische Entscheidungen so ganz anders getroffen werden, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Den Amerikanern sind halt andere Dinge wichtig als den Europäern. Mir fällt es dann schwer, nicht arrogant zu denken, dass WIR EUROPÄER es doch viel besser könnten.

Fremde Länder - fremde Sitten. Jedenfalls darf man im amerikanischen Politzirkus auch weiterhin gespannt sein. Und wer weiß, was noch kommt. Die Amies sind ja auch immer für eine Überraschung gut.

2 Kommentare:

  1. Seit es schonmal ein Schauspieler auf den Thron des Präsidenten geschafft hat, traue ich den wählenden Amerikanern alles zu ;-)

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    1. Ja, wie wahr! Es ist für uns schon schwer nachzuvollziehen, was die da machen.

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