Freitag, 8. Januar 2016

Dankbarkeit: DAS Heilmittel bei Depressionen

Halte jeden Tag Ausschau nach den Dingen, die dir Freude bereiten, dann hat Trübsinn keine Chance mehr.

Ungefähr ein halbes Jahr bevor ich zu dem Zwölf-Schritte-Programm gekommen bin, hatte ich angefangen, eine einfache Übung zu machen. Jeden Abend schrieb ich ein paar Dinge nieder, die mir an dem jeweiligen Tag Freude bereitet hatten. Egal, wie klein diese Dinge auch sein mochten (ja, auch wenn es nur ein paar Sonnenstrahlen an einem sonst regnerischen Tag waren), ich gab mir immer große Mühe, nach Dingen zu suchen, die ich an diesem Tag schön gefunden hatte.

Ich hatte damit angefangen, weil ich damals in irgendeinem meiner vielen Selbsthilfebücher gelesen hatte, dass das DIE Übung sei, die einen aus der Depression oder Melancholie holen konnte. Ich weiß nicht, ob ich damals wirklich depressiv war, aber melancholisch war ich ganz bestimmt. Ich war extrem übergewichtig und wartete eigentlich nur darauf, dass mein Körper irgendwann unter seinem Übergewicht zusammenbrechen würde. Die Übung machte Sinn für mich und ich hoffte, dass, wo ich es schon nicht schaffte abzunehmen, sie mir wenigstens dabei helfen würde, mich besser zu fühlen.

Als ich dann zu Overeaters Anonymous (OA) fand, wurde mir eine ganz ähnliche Übung abverlangt. Ich sollte jeden Abend vor dem Einschlafen eine Liste von mindestens drei Dingen machen, für die ich an diesem Tag ehrliche Dankbarkeit empfinden konnte. Drei Dinge - dabei hatte ich oft schon Schwierigkeiten gehabt, nur eins zu finden. Aber zumindest konnte ich jeden Tag auf meine Dankbarkeitsliste setzen, an dem ich frei von meiner Esssucht lebte. Somit hatte ich dann immer nur noch zwei weitere Dinge zu finden.

Ich mache diese Liste immer noch jeden Abend, ohne Ausnahme. Es fallen mir erheblich mehr als drei Dinge ein. Da ich aber faul bin und nicht so viel schreiben will, beschränke ich mich darauf bei drei Dingen zu bleiben. Ich habe dann eben nur die Qual der Wahl.

Und dann habe ich vor ein paar Tagen von 365grateful erfahren. Eine Fotografin hat einen Weg aus ihrer Depression gefunden, indem sie jeden Tag ein Foto von etwas gemacht hat, wofür sie ehrliche Dankbarkeit empfinden konnte. Dieser tägliche Fokus auf Dankbarkeit ging auf den Rat ihrer Therapeutin zurück, die dies für ein probates Mittel zur Heilung von Depressionen hielt. Innerhalb eines Jahres war die Fotografin geheilt und konnte ihr Leben wieder genießen.

Diese kleine tägliche Übung, die für wenige Sekunden am Tag das menschliche Hirn dazu zwingt, sich auf etwas wirklich Schönes, Erfreuliches oder Bewegendes zu konzentrieren, kann einen riesigen Unterschied machen.

Die Krux mit solchen kleinen Übungen ist, dass man sie regelmäßig über einen langen Zeitraum machen muss, um größere Veränderungen zu bewirken. Oft habe ich nicht die Geduld zu so etwas. Wider besseres Wissen bin ich immer auf der Suche nach einem Quick-Fix wie Pillen oder Wunderheiler, die z.B. Wunderdiäten oder einen Lottogewinn versprechen.

Dabei weiß ich ja, dass bei mir solche Abkürzungen nie funktionieren. Keine Ahnung, ob sie überhaupt bei jemanden funktionieren. Aber auf meine tägliche Dankbarkeitsübung schwöre ich, denn egal wie mein Tag auch gewesen war, es gibt immer tausend Dinge, für die ich dankbar sein kann. Mit diesem letzten Ritual noch im Kopf, schlafe ich dann ein. Ich kann solche Übungen nicht machen, wenn sie nur langfristig gesehen irgendetwas Gutes bei mir bewirken sollen. Mein Unterbewusstes, oder auch mein Bewusstes, glauben dann nicht wirklich an die Wirksamkeit der Übung. Wenn ich aber sofort einen Effekt feststelle, indem ich mich z.B. gleich etwas besser fühle, dann kann ich das gut jeden Tag machen. 

Ich freue mich jedes Mal, wenn ich meine eigenen Beobachtungen von anderen bestätigt finde. Guckt euch die Webseite oder die Facebook-Seite von http://365grateful.com/ an. Vielleicht inspiriert sie euch ja auch? Ich jedenfalls habe gleich mal ein Foto von jemanden gemacht, für dessen Existenz ich jeden Tag dankbar bin: Mein Andrew: der für mich perfekte Ehemann.

3 Kommentare:

  1. Ich liebe Deinen Blog und freue mich immer auf neue Artikel.
    Mit dem notieren schöner Dinge hatte ich aih mal angefangen aber bin nicht dram geblieben. Ich werde es mir aber heute Abend wieder vornehmen.
    Liebe Grüße, Melli

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    1. Hallo Melli,
      du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr mich dein Feedback gefreut hat. Ich schreibe meinen Blog so gerne aber wenn auch nur ein einziger Mensch ab und zu mag, was ich geschrieben habe, könnte ich Freudentänze aufführen.
      Vielen Dank, dass du mir das geschrieben hast. You made my day!

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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