Mittwoch, 13. Januar 2016

Frauen ohne Freundinnen sterben früher

Bei Männern sollen glückliche Beziehungen ihre Gesundheit fördern. Bei Frauen dagegen spielt der Familienstand keine Rolle, wenn sie länger leben wollen. Sie brauchen etwas ganz anderes.

Dass Männer eine deutlich längere Lebensdauer haben, wenn sie in einer glücklichen und langfristigen Beziehung leben, war nicht neu für mich. Aber als ich diesen Artikel www.girlfriendology.com/blog/ (Artikel ist in englisch) gelesen hatte, wurde ich doch noch mal überrascht. Für Frauen gilt diese Regel nämlich nicht. Anscheinend haben Single-Frauen genau dieselbe Lebenserwartung wie Frauen, die in langfristigen und glücklichen Beziehungen leben (es ist wichtig, die Unterscheidung zwischen glücklichen und unglücklichen Beziehungen zu machen, denn unglückliche Beziehungen scheinen eher lebensverkürzend auf beide Geschlechter zu wirken). Die Lebenserwartung von Frauen scheint eher davon abzuhängen, ob sie enge Freundinnen haben oder nicht. Frauen ohne Freundinnen sterben früher.

Nun muss man ja nicht alles glauben, was man im Internet liest und Statistiken, auf die sich viele Artikel beziehen, können auch mal so oder so interpretiert werden. Aber in diesem Fall glaube ich jedes Wort in diesem Artikel.

Nehmen wir doch mal meinen lieben Andrew. Er hat keine Freunde. Zumindest nicht wenn man nach MEINER Definition von Freunden geht. Für mich zählen z.B. seine fast tausend Freunde auf Facebook nicht. Die Menschen, die er als Freunde bezeichnet, sind Ex-Kollegen oder Männer, mit denen er mal vor langer Zeit auf dem College befreundet war. Dass er jetzt nur durch Facebook von deren Heirat, Kindern und anderen wichtigen Lebensereignissen erfährt, scheint für Andrew ganz normal zu sein. Ihm kommt gar nicht in den Sinn, dass Freunde so etwas sich vielleicht direkt mitteilen könnten, denn er verkehrt mit ihnen ja nie direkt.

Es hat bei mir eine Weile gedauert bis ich herausfand, dass er in dieser Hinsicht gar kein so ungewöhnliches Exemplar ist. Zumindest hier scheinen viele Männer solche Einsiedler mit wenig sozialen Kontakten zu sein. Andrew hat auch nur sehr, sehr losen Kontakt zu seinen Geschwistern und Eltern. Man trifft sich eben nur an den hohen Feiertagen.

Der soziale Kontakt solcher Männer beschränkt sich also auf deren Arbeitsleben und, so sie so etwas überhaupt haben, auf die Ehefrau und die eigenen Kinder. Sobald die Kinder aus dem Haus sind, ist dann eben nur noch die Frau da.

Man stelle sich vor, wie einsam solche Männer sein müssen, wenn sie Singles sind. Ich weiß, dass Andrew vor Einsamkeit eingehen würde aber auch gleichzeitig nicht fähig wäre, aktiv Freundschaften zu pflegen. Er hat das noch nie gemacht. Ihm reicht es, eine Frau und Kollegen zu haben. Wenn eines davon wegfallen würde, und das ist in seinem Leben durchaus schon mal passiert, geht es ihm schlecht.

Ich habe am Anfang, als mir das über ihn klar geworden war, ganz schön über ihn hergezogen. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie man NICHT Freundschaften pflegen kann. Schließlich weiß ich aus eigener Erfahrung, wie wichtig meine Freunde, besonders meine Freundinnen, für meinen seelischen Haushalt sind. Als ich Single war, habe ich immer sehr gut darauf achten müssen, dass ich mich regelmäßig mit ihnen traf und austauschte. Wenn es nämlich mal Zeiten gab, in denen ich mich nicht so oft mit ihnen treffen konnte, bewegte ich mich unweigerlich auf ein emotionales Tief zu.

Also führte das dazu, dass ich oft sehr langfristig im Voraus Termine mit ihnen ausmachen musste, um sicher zu gehen, dass ich an meinen Wochenenden den für mich so wichtigen Austausch mit ihnen haben konnte.

Aber nur weil jetzt ein Mann in meinem Leben ist, kann ich noch lange nicht auf meine Freundinnen verzichten. Im Gegenteil. Wo sollte ich nur mit all meinen Gefühlen hin, wenn ich Stress mit Andrew habe? Zu meiner Mutter? Das heißt nicht, dass meine Mutter kein Schatz ist, aber mal ehrlich, kann eine Mutter jemals Ersatz für die Beste Freundin sein? Niemals!!!!

Ich habe auch festgestellt, dass ein Mann, zumindest meiner, nicht dasselbe Einfühlungsvermögen von Frauen hat. Oder besser gesagt: Andrew kann sich zwar immer in mich hinein fühlen, aber er zeigt es in einer Art, die für mich sehr unbefriedigend ist.

Wenn ich ihm z.B. irgendetwas erzähle, was mich sehr verärgert oder frustriert hat, guckt er mich an und ich sehe ungefähr schon nach drei Sätzen, dass er mir kaum noch folgen kann. Er findet all die Details, die ich über meine Krise erzähle vollkommen unwichtig und will eigentlich das Problem in höchstens drei Sätzen geschildert bekommen. Wenn ich das geschafft habe, guckt er mich an und sagt bestenfalls "Ich verstehe vollkommen, wie du dich fühlst. So würde es mir an deiner Stelle genauso gehen." Schlimmstenfalls kommt er mir mit Tipps und Ratschlägen, die kein Mensch braucht. Dann fährt er fort, das weiter zu machen, was er wegen mir unterbrochen hatte.

Und ich sitze dann da mit meiner Geschichte und meinen Gefühlen. Theoretisch versteht er, dass Frauen so viel über ihre Krisen erzählen, weil sie durch das Erzählen selber die Krise verarbeiten. Aber trotzdem fehlt ihm die Fähigkeit den Nebensträngen meiner Geschichten zu folgen.

Frauen haben damit gar kein Problem. Egal, wie viele Nebenkriegsschauplätze ich auch für meine Hauptkrise schildern muss, sie können mir immer folgen. Ihr Zuhören wird durch Fragen, Laute des Mitgefühls, kritischen Anmerkungen und allgemein durch Gesten so unterstützt, dass ich mich nicht nur angenommen fühle sondern nach so einem Gespräch auch den Eindruck habe, dass alle Aspekte gehört und ausreichend betrachtet wurden.

Und schon geht es mir besser. Und dabei muss noch lange keine Lösung in Sicht sein. 

Männer und Frauenhirne funktionieren einfach anders.

Und darum glaube ich, dass der Artikel und die Statistiken auf die er sich beruft, absolut stimmen müssen. Für viele Männer scheint der soziale Austausch mit Kollegen im Allgemeinen zu genügen, aber die emotionale Aufmerksamkeit einer liebenden Frau an ihrer Seite scheint bei ihnen eine große gesundheitliche Rolle zu spielen.

Wir Frauen brauchen aber definitiv Frauen, um gesünder leben zu können. Vielleicht brauchen wir Frauen Männer ja viel weniger als wir das immer geglaubt haben? Vielleicht sind Männer für uns ja nur der Zuckerguss auf dem Kuchen des Lebens? Der Kuchen schmeckt besser mit aber ohne ist er auch sehr gut.

1 Kommentar:

  1. Ein interessanter Gedanke: Männer als Zuckerguss auf dem Lebenskuchen. :-) ;)

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