Freitag, 6. November 2015

Parkplatz-Karma

Ich habe bei mir beobachtet, dass mein Parkplatz-Glück davon abhängig zu sein scheint, wie meine allgemeine Stimmungslage in den letzten Wochen gewesen ist. Je zufriedener und erfüllter ich mich in meinem Leben fühle, desto leichter finde ich auch in den vollsten Straßen tolle Parkplätze.

Da, wo ich jetzt lebe, braucht man kein Parkplatz-Glück. Hier ist reichlich Platz vorhanden. Für alles. Die Malls haben riesige Parkplätze, die niemals auch nur zum Drittel gefüllt sind, selbst zu Weihnachten. Man ist hier schrecklich verwöhnt, was das angeht. Andrew jammert z.B. schon Stunden bevor wir losfahren, wenn unser Zielort in der nahe gelegenen Stadt liegt. Es ist eine Großstadt, aber kommt mit dem schon nahe. Im Zentrum muss man daher manchmal tatsächlich ein paar Minuten nach einem Parkplatz suchen. Und dann liegt er auch nicht direkt vor der Eingangstür sondern etwas weiter entfernt. Das ist oft schon richtig stressig für ihn.

Aber ich will ja nicht über ihn lästern. Ich selber bin jetzt nach vier Jahren, die ich hier lebe, auch schon sehr verwöhnt. Wenn ich z. B. meinen wöchentlichen Einkauf bei Walmart mache und nicht einen der Parkplätze gleich am Eingang kriege und dann 10 Meter weiter laufen muss als normalerweise, bekomme ich auch schon schlechte Laune.

Jaja, so sind die Menschen.

Aber worüber ich eigentlich heute schreiben wollte, ist mein Parkplatz-Karma in Berlin. In dieser Stadt ist ein gutes Parkplatz-Karma einfach unbezahlbar. Besonders, wenn man mit Mietwagen in wenigen Tagen so viele Verabredungen wie möglich abklappern will.

Ich kann mich in dieser Hinsicht eigentlich nicht beklagen. Aber ich habe etwas an mir beobachtet. Mein Parkplatz-Karma ist anscheinend davon abhängig wie gut mein Allgemeinempfinden ist. Und damit meine ich nicht mein körperliches.

Bei meinem letzten Besuch in Berlin, vor etwa drei Wochen, hatte ich ein phänomenales Glück bei der Parkplatzsuche. Ach was, meistens musste ich gar nicht erst suchen, der Parkplatz wartete bereits auf mich, wenn ich ankam - egal wo. Ob Stadtmitte, Kreuzberg, Schlossstraße (mehrere), sobald ich an meinem Ziel ankam, sah ich auch schon eine Lücke. Eine ganze Woche hielt dieses extreme Glück an. So durchgehend habe ich das noch nie erlebt.

Ich habe in den letzten Jahren mein Parkplatz-Karma genau beobachtet. Eigentlich sollte ich mal eine Excel-Tabelle dazu anlegen (ich liebe Excel-Tabellen), mit Spalten dazu, wie lange ich für jeden einzelne Parkplatz gebraucht habe, was ich bezahlt habe, wo er war, wie mein Tagesbefinden war, wie mein Allgemeinbefinden war (über einen längeren Zeitraum gesehen) usw.

Aber auch ohne Tabelle habe ich Folgendes festgestellt: Je ausgeglichener und zufriedener ich mich generell in meinem Leben gerade fühle, desto müheloser das Finden von Parkplätzen.

Es geht dabei nicht um meine Tagesform. Ich kann mich gerade in einer schwierigen Phase meines Lebens befinden aber trotzdem ab und zu mal einen guten Tag haben. Aber diese kurzfristige gute Laune scheint bei mir keine sichtbaren Konsequenzen auf mein Leben zu haben (nur eben die, dass ich mich besser fühle).

Es geht darum, wie meine Stimmung in den letzten Wochen und Monaten war. Es geht darum, dass ich über einen längeren Zeitraum täglich Glücksgefühle habe, weil ich mich z.B. jeden Tag über all die Dinge und Menschen freuen kann, die in meinem Leben sind. Es geht darum, dass ich tiefe Dankbarkeit für all das Gute in meinem Leben empfinden kann. Wenn ich in so einer Phase bin (und diese Phasen kommen glücklicherweise immer öfter und dauern immer länger) dann bestimmt das nicht nur, wie leicht ich Parkplätze finde sondern auch, wie reibungslos alles andere in meinem Leben läuft. Und da ist mein letzter Urlaub ein Musterbeispiel dafür. Denn einfach ALLES, was hätte schief laufen können, lief phantastisch. Mietautos, Hotel, Veranstaltungsreservierungen, zu 80% das Wetter. Nichts ging verloren, nichts wurde verpasst. Wir haben uns nie verfahren, haben viel Spaß gehabt, und meine Mutter wird immer entzückender je älter sie wird (das könnte allerdings auch daran liegen, dass wir auf zwei Kontinenten leben).

Gemessen an meinem Parkplatz-Glück in Berlin und daran, wie mühelos und glatt alles in meinem Urlaub verlief, muss ich gerade der glücklichste Mensch auf Erden sein.

Und damit habe ich wohl das Parkplatzproblem für alle Autofahrer, die in Großstädten leben, gelöst. Werdet einfach glücklich und schon könnt ihr euch mein Parkplatz-Karma teilen. Ganz simpel, nicht?

Was sagt ihr nun?

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