Dienstag, 10. November 2015

Schon mal seufzen gelassen?

Bei mir funktionieren keine Abkürzungen, wenn ich etwas erreichen will. Sei es spirituelle Geisterbeschwörung oder die Wunderdiät, im Nachhinein stellt sich immer heraus, dass die bei mir nicht funktionieren.

Meine Freundin Luisa hat sich selbstständig gemacht. Es hat eine Weile gedauert aber jetzt scheinen ihr die Klienten nur so zuzufliegen. Natürlich hat sie enorm viel dafür gearbeitet, dass die zahlenden Kunden jetzt erscheinen aber wir beide sind auch davon überzeugt, dass das etwas damit zu tun hat, dass sie ihre Glaubenssätze über Erfolg und Geld verändert hat.

Als ich mich das letzte Mal mit ihr darüber unterhielt, erzählte sie mir, dass sie spirituelle Ratgeber habe (und damit meinte sie Menschen und nicht Bücher), die ihr da sehr geholfen haben.

Im Moment würde ihr da besonders eine Frau helfen, die am Telefon irgendeine asiatische Energiearbeit machen würde, erzählte Luisa. Ui, dachte ich, dass hört sich ja toll an. Allerdings hören sich alle diese okkulten Methoden immer für mich toll an. Ich kann mir nicht helfen, aber ich bin einfach fasziniert von so etwas. Das ist wie der Pavlovsche Reflex bei mir. Alles, was nicht weh tut, erschwinglich ist, niemandem schaden kann und die sofortige Lösung meiner Probelem verspricht, bin ich bereit, auszuprobieren.

Wie es der Zufall so wollte, bot diese Frau gerade kostenlose 15 Schnupperminuten an, um ihre Methode kennenzulernen. Na, das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Sofort machte ich online einen Termin bei ihr aus. Sie würde mich also am Donnerstagabend anrufen.

Ich habe schon alles mögliche ausprobiert, was nicht einwandfrei mit wissenschaftlichen Methoden zu beweisen ist. (siehe diesen Blogpost) Davon sind meine Tarotkarten, Pendel- und Runensets noch die harmlosesten von allen. Ich hatte mir sogar mal eine Kristallkugel in einem Esoladen besorgt und dann stundenlang nachts mit einer Kerze dahinter so lange hineingestarrt, bis mir die Tränen aber keine Visionen kamen. Noch nicht einmal wabernde Wolken waren in der Kugel zu sehen. Dabei hatte ich so gute Bücher, die mir genau beschrieben, wie man so etwas macht. Es musste wohl an mir liegen. Oder ich hatte die falschen Räucherstäbchen benutzt.

Ich habe Geister beschworen, Rituale nachts im Wald bei Vollmond vollzogen (aber ich war nicht nackig dabei), Talismane kreiert, Kräuter verbrannt, Feng Shui praktiziert, Gegenstände vergraben, Briefe in einen Fluss geworfen, wollte Schamanin werden, war eine Zeitlang überzeugt, dass es mein Schicksal war eine Wicca Hexe zu sein und mich intensiv mit Bäumen unterhalten.

All das ist schon lange her (naja, das mit den Bäumen mache ich immer noch). Davon übrig geblieben ist, dass ich mir und meinen Freundinnen immer am 1. Januar die Tarotkarten lege und meine Neugierde auf alles Neue und der Glaube, dass all diese Dinge vielleicht ja doch funktionieren könnten. Denn anscheinend funktionieren sie ja. Allerdings immer nur bei den anderen. Nie bei mir.

Und so auch dieses Mal.

Ich war ganz aufgeregt. Ich bin bei so etwas immer aufgeregt. Ich kann mir einfach nicht helfen.

Ich zog mich also in mein Schafzimmer zurück und wartete mit dem Telefon in der Hand auf den Anruf. Der kam dann auch mit fünf Minuten Verspätung. Die Verbindung war lausig (wie meistens hier - keine Ahnung warum die Amies keine gute Gesprächsqualität bei ihren Telefonen hinkriegen. Skype schafft das jedenfalls). Ich verstand etwa jedes dritte Wort. Ich bekam gerade noch mit, wie sie sagte, dass ich mich nicht wundern solle, wenn sie seufzen würde. Das würde dann eigentlich ich machen, weil ich dann Energie loslassen würde.

Aha.

Dann fragte sie mich, woran ich denn gerne arbeiten wolle.

- Ach, sagte ich, ich würde gerne vom Schreiben leben können.

- Wie sehr bist du darüber frustriert dass du das noch nicht kannst?

- Hm, eigentlich gar nicht mal so sehr. Ich weiß ja, dass das seine Zeit braucht.

- Gib mir eine Zahl auf einer Skala von 1 bis 10, die deinen Frust ausdrückt.

- Ähm, fünf? Sorry, aber ich spüre eigentlich nicht so viel Frust, denn ich lebe in dem Glauben, dass Frust destruktiv ist, also fokussiere ich auf das Positive. Tut mir echt leid.

- Ist schon ok. Wir arbeiten eben mit der fünf. Ich brauche diese Zahl um mich zu konzentrieren.

Ich saß regungslos auf meinem Bett und wartete. Dann hörte ich sie seufzen, uerbrochen von sphärischen Störuingen. Einmal, noch einmal, und noch einmal.

- Ha, sagte sie, das war eben ein Guter.

Aha, dachte ich.

Noch ein Gähner.

- Und, fragt sie, wie fühst du dich jetzt?

- Ähm, gut. Ich fühle jetzt gar keinen Frust mehr (den ich aber vorher auch nicht gespürt hatte - warum muss man eigentlich frustriert sein, wenn man etwas in seinem Leben verändern möchte?)

- Gut, sagte sie, dann lass das mal alles auf dich wirken und gucke mal wie es dir morgen geht.

- Ja. Danke schön.

- Bye.
. . .

Das ganze hatte keine 10 Minuten gedauert. Wie sollte denn das fuktionieren?
Ich seufzte. Mist, schon wieder kein Wundermittel für mich gefunden. Leider kommt es bei mir immer wieder auf dassselbe hinaus: Ich kann keine faulen Abkürzungen nehmen und schon gar nicht andere die Arbeit für mich machen lassen. Das Wegseufzen von Glaubenssätzen scheint für Luisa und viele andere zu funktionieren. Aber ich muss mich tatsächlich immer hinsetzen und irgendwelche langen, ätzenden Übungen machen (Byron Katie, Gewaltfreie Kommunikation, Meditation, usw.), um irgendetwas in meinem Leben zu verändern.

Sei es Reiki, EFT - das Wegklopfen von Problemen, Geisterbeschwörung oder was auch immer, es läuft immer darauf hinaus, dass ich die Arbeit dann doch selber machen muss. Kein Wunderheiler schein fähig zu sein, das für mich zu erledigen zu können.

2 Kommentare:

  1. Versuchen Sie es doch mal mit Beten zu Jesus

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    1. Ja, beten ist nicht schlecht. Aber auch hier stimmt für mich der Spruch "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott."
      Ich muss schon erst einmal selber aktiv werden, bevor etrwas ins Rollen kommen kann.

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