Donnerstag, 3. März 2016

Ich werde immer jünger statt älter

Ich weiß, dass unsere Gesellschaft das Älter werden nicht wirklich positiv bewertet. Aber ich und einige meiner Freundinnen machen ganz andere Erfahrungen.

Als meine Omi 80 wurde, sagte sie zu mir "Karina, wenn ich nicht in den Spiegel schaue und keine Treppen steige, fühle ich mich immer noch wie 23. Die Zahl 80 bedeutet gar nichts für mich".

Das ist jetzt mehr als 16 Jahre her. Damals war ich Mitte 30 und ich hatte nicht wirklich eine Ahnung davon, was sie meinte. Ich fühlte mich damals genauso alt wie ich war. Manchmal sogar älter. Ich hatte hier und da immer wieder mal Depressionen und hing im allgemeinen nicht sonderlich an meinem Leben. Irgendwie schien ich die selbstverständlichsten Dinge nicht hinzukriegen, die für andere kein Problem zu sein schienen: eine Familie gründen, Normalgewicht und eine erfolgreiche Karriere. Ich schleppte mich so durchs Leben.

An meinem Geburtstag im letzten Monat hörte ich mich dann tatsächlich so etwas Ähnliches sagen, wie damals meine Omi. Es war ein großer runder Geburtstag, einer, der jede Frau zumindest nachdenklich werden lässt. Ich habe Bilanz gezogen. Und jetzt wird es wieder langweilig: Meine Bilanz sieht großartig aus! Ich weiß ja, dass Dramen viel besser beim Puplikum ankommen, aber ich habe im Moment keine zu bieten. Nur die kleinen, alltäglichen Herausforderungen und die Tatsache, dass sich mein Leben vollständig geändert hat.

Die Zahl 50 fühlt sich wirklich komisch für mich an. So gar nicht nach mir. Wenn ich in mich gehe, fühle ich mich eigentlich wie mitte 30. Nicht so jung, wie sich meine Großmutter damals gefühlt hatte. Aber wer weiß vielleicht werde ich mich ja mit 80 auch zu den gefühlten 23 Jahren runtergearbeitet haben?

Allerdings glaube ich, dass ich in dieser Hinsicht anderen Frauen gegenüber ein wenig im Vorteil bin. Die Tatsache, dass ich jetzt 80 kg weniger wiege also noch vor acht Jahren, trägt natürlich erheblich zu meinem Wohlbefinden bei. Da ich nie jung und hübsch war, trauere ich auch nicht einem hübschen straffen Körper hinterher, der für Männer attraktiv gewesen war.

Aber hinzu kommt, dass ich in den letzten acht Jahren so viele Dinge erlebt habe und ein ganz anderes Leben führe, als früher. Ich sehe also besser aus, als mit 30, bin auch gesünder, und lebe eigentlich so ziemlich alle meine Wünsche und Träume. Ein paar stehen noch aus, aber etwas muss der Mensch ja haben, um sich darauf freuen zu können.

Aber ich habe auch entdeckt, dass frau anscheinend nicht enorm abnehmen muss, um sich mit 50 besser als je zuvor zu fühlen. Ich habe mit anderen Frauen über das älter werden gesprochen und viele haben bestätigt, dass sie viel mehr mit sich im Reinen sind, als sie es als junge Frauen waren, auch wenn ihnen die körperlichen Veränderungen manchmal ganz schön zu schaffen machen. 

Ich bin gespannt, wie ich mich mit 60, 70 und 80 fühlen werde. Ich bin wirklich gespannt darauf. Das war ich mit 40 nicht. Ich hatte damals den Eindruck, dass mein Leben bereits gelebt war und ich nur noch so vor mich hinlebte, bis mein Ende kommen würde. Ich hatte keine Hoffnung, dass sich irgendetwas in meinem Leben noch verändern würde. Ich war sicher, dass ich niemals in einer Beziehung leben und/oder Normalgewicht erreichen würde.

Wenn ich jetzt zurückschaue, habe ich eins gelernt: Egal wie festgefahren oder hoffnungslos eine Situation auch aussehen mag,  sie kann sich ändern. Die Erfahrung habe nicht nur ich alleine gemacht. Ich habe zig andere getroffen, die dasselbe erlebt haben, manchmal sogar erst, als sie in ihren Siebzigern waren. Der Schlüssel ist: NIEMALS aufhören, nach einer Lösung zu suchen. Es ist egal, was wir machen, aber es ist wichtig etwas zu finden, dass einen ein klein wenig besser fühlen lässt. Der große Sprung raus aus dem Unglück und hin zur absoluten Glückseligkeit ist meistens nicht möglich. Aber es ist immer möglich, sich graduell zu einem besseren Leben hinaufzuarbeiten. Meine Geschichte zeigt es. Wenn ICH mein Leben so vollständig habe ändern können, kann das JEDER! Wirklich!

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