Dienstag, 10. März 2015

Wie alt bin ich eigentlich wirklich?

 

Ist mein Alter wirklich nur von biologischen Faktoren abhängig oder hat es nicht mindestens genauso viel mit meiner Einstellung, meinen Glaubenssätzen zu tun? Könnte es nicht sein, dass die in der Gesellschaft weit verbreiteten Glaubenssätze über Frauen und Alter, vielleicht gar nicht stimmen müssen?

Vor zwei Wochen stand ich morgens im Halbdunkeln vor unserem Spiegel im Schlafzimmer und zog mich an. Zufällig guckte ich mir dabei ins Gesicht und erschrak mich ein wenig über das, was ich sah. Sofort ging ich zu Andrew ins Badezimmer und fragte, ob ihm auch auffallen würde wie müde und alt ich an diesem Morgen aussehen würde? Ich vermutete laut, dass das vielleicht daran liegen würde, dass ich eine Erkältung ausbrüten würde. Ich hatte mich die letzten Tage etwas schlapp gefühlt.

Andrew guckte mich nur entgeistert an. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich ablesen, dass er nicht fand, dass ich irgendwie anders aussah als sonst auch. Ich kam zu dem Schluss, dass ich anscheinend das Alter erreicht hatte, wo frau morgens alt und müde aussieht.

Interessant, dachte ich, und wie schön, dass mir das kaum was ausmacht. Ich sehe nämlich jetzt mit Ende 40 immer noch um Meilen besser aus als mit Mitte 20. Zumindest finde ich das. Zwar hatte ich in meinen Zwanzigern keine Falten gehabt aber dafür war ich da schon sehr übergewichtig, was sich dann später noch gesteigert hatte.



Auch mit Anfang 40 hatte ich noch keine einzige Falte im Gesicht gehabt. Meine Haut straffte sich ganz stramm über meine fülligen Wangen und zwei Doppelkinne. Meine Faltenkrise hatte ich dann mit 42 als ich mein ganzes Übergewicht in 18 Monaten abgenommen hatte, als Falten wie aus dem Nichts aufgetauchten. Das war ganz schön gewöhnungsbedürftig.

Das eigene Alter verschweigen, heißt nicht, es zu verleugnen sondern, sich irgendwelcher Atersklischees zu verweigern.


Kurz nach meiner ersten Spiegelbegnung mit meinem alternden Selbst sah ich ein Interview (http://www.katenorthrup.com/glimpse-tv/) und ein anderes kurzes Video (http://www.agelessgoddesses.com/index1) von und mit Dr. Christiane Northrup, einer Ärztin und Autorin, die ich schon immer gut gefunden habe. Ihr Buch Frauenweisheit und Frauenkörper war in den 90gern für mich spannend, wie ein Roman zu lesen.

In dem Interview machte sie Werbung für ihr neuestes Buch Goddesses never Age. Sie empfiehlt unter anderem, dass eine Frau niemals ihr biologisches Alter kundgeben solle, denn dann würde sie sich selber einschränken und gesellschaftlich genau auf dieses Alter reduziert werden und somit dafür sorgen, dass sie sich auch bald genauso alt fühlt, wie ihre Geburtsurkunde es diktiert. Wenn sie sich allerdings jünger machen würde oder ihr Alter einfach verheimlicht, dann hätte sie die Chance, sich so zu entwickeln, wie es für sie angemessen war, ohne dabei auf ihr wirkliches Alter beschränkt zu sein. Sie selber antworte auf die Frage, wie alt sie denn wäre, immer, dass sie die Weisheit einer 350jährigen hätte und biologisch 40 Jahre alt sei.

Das hörte sich zwar interessant an, vor allem weil es von dieser von mir so hochgeschätzten Frau kommt (die zufälligerweise in einem Nachbarort von mir lebt), aber es dieser Vorschlag wirkte auch sehr altmodisch auf mich. Ich hatte es eigentlich immer als sehr befreiend empfunden, dass wir in unserer heutigen Zeit als Frauen ehrlich mit unserem Alter umgehen können. Wir leben doch nicht mehr im Victorianischen Zeitalter, wo frau weniger wert war, je älter sie wurde. Natürlich könnte man das auch von der heutigen Zeit behaupten. Es gibt Kreise, wo es wichtig ist, dass frau jung und schön ist. Aber da ich mich nie in solchen Kreisen aufgehalten habe, habe ich nie das Gefühl gehabt, das mein Wert mit meinem Alter sinkt.

Christiane Northrup meint damit allerdings nicht, dass es um den Wert einer Frau geht, sondern darum, was sie selber von sich glaubt. Sie ist davon überzeugt, dass Frauen, nur weil sie älter werden, nicht auch altern müssen.

Sie behauptet, basierend auf ihre jahrzehntelange Erfahrung als Frauenärztin, dass unsere Glaubenssätze bestimmen, wie wir uns fühlen. Wenn wir glauben, dass wir ab 50 vermehrt mit gesundheitlichen Schwierigkeiten kämpfen müssen, dann wird das auch so kommen.

Ihr Ziel ist es also in ihrem neuen Buch, Frauen einen Weg aufzuzeigen, wie sie ihre Glaubenssätze rund ums Alter verändern können, damit sie knackige gesunde 100 Jahre alt werden können, wenn sie wollen.

Das emotionale Wohlbefinden hat mehr Auswirkung auf unseren Alterungsprozess als jede noch so teure Nachtcreme.


Nun arbeite ich ja schon seit Jahren an meinen negativen Glaubenssätzen auf verschiedenen Ebenen. Es ist schon schwer genug, Glaubenssätze zu verändern, mit denen man in der Familie groß geworden ist. Aber richtig schwer kann es sein, wenn Glaubenssätze, die die Gesellschaft verbreitet, verändert werden müssen. Denn diesen Glaubenssätzen kann man nur schwer entgehen. Wir werden ja, dank der Medien, täglich mit ihnen bombardiert.

Ich glauben nicht, dass ich meine Faltenbildung sonderlich beeinflussen kann. Egal, wie viele Tiegelchen und Tübchen von Creme ich benutze (und ehrlich gesagt benutze ich kaum was davon, da ich an deren Verjüngungsfähigkeit nicht glaube und einfach auch zu faul dafür bin).

Aber was ich beeinflussen kann, ist mein emotionales Wohlbefinden. Und meiner Erfahrung nach wird mein Wohlbefinden dadurch diktiert, wie authentisch ich lebe. Tue ich wirklich die Dinge, die ich auch tun möchte? Kann ich anderen mitteilen, wie es mir geht? Wie gehe ich mit meinem Ärger um? Inwiefern lasse ich mein Leben von meinen Ängsten bestimmen? Empfinde ich Freude und Erfüllung in meinem Leben?

All dies bestimmt, wie alt ich mich fühle.

Ich treffe immer wieder Leute in ihren 80gern (meine Großmutter war die erste), die fit wie ein Turnschuh sind und die von sich behaupten, dass sie sich immer noch so fühlen, als wenn sie 20 Jahre alt wären. Sie würden oft vergessen, wie alt sie wirklich seien.

Ich glaube, mit diesem Hintergrund kann ich verstehen, warum es vielleicht keine schlechte Idee ist, wenn ich aufhören würde, darüber nachzudenken, wie alt ich bin.

Wundert euch also in Zukunft nicht, wenn ich bei der Frage nach meinem Alter nur noch ein geheimnisvolles Lächeln von mir geben werde.

Karina

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