Es wird empfohlen, dass das Ziel für uns eine Herausforderung darstellen muss, etwas das uns aus unserer Komfortzone herausbringt. Wir dürfen ruhig etwas Angst dabei haben aber müssen uns trotzdem leidenschaftlich danach sehnen, dieses Ziel einmal zu erreichen. Wir sollen fest daran glauben, dass wir dieses Ziel erreichen werden und am besten täglich visualisieren, wie unser Leben aussehen wird, wenn unsere Vision erst einmal wahr geworden ist.
Ein Spagat
Ach ja, auf dem Weg dorthin sollen wir natürlich dieses Ziel „loslassen“, vielleicht sogar vergessen während wir aber gleichzeitig jeden Tag etwas zur Erreichung dieses Zieles unternehmen, seien es auch nur kleine Schritte. Und während wir das Ziel losgelassen haben, dürfen wir es aber auch nicht aus den Augen verlieren.
Ist doch ganz einfach, oder? Bin ich die einzige, die Schwierigkeiten hat, diesen widersprüchlichen Anforderungen gerecht zu werden? Und trotzdem mache ich genau das, um meine Ziele zu erreichen.
Als ich z.B. endlich einen Weg gefunden hatte, mein Übergewicht abzunehmen, lernte ich mit Hilfe der Selbsthilfegruppen, mein großes Ziel (mein Idealgewicht) zwar im Hinterkopf zu behalten aber trotzdem so wenig wie möglich daran zu denken. Denn wann immer ich daran dachte, wie viel ich noch abnehmen musste, sank mir das Herz in die Hose. Sobald ich mich aber nur darauf konzentrierte, was ich heute, an diesem Tag für das Erreichen dieses Ziels tun konnte, ging es mir besser. Für einen Tag konnte ich mir vorstellen, meinen Essplan einzuhalten. Und über das Morgen versuchte ich erst gar nicht weiter nachzudenken.
So gehe ich auch bei all meinen anderen Zielen vor. Ich versuche mich gedanklich so wenig wie möglich mit meinem großen Zielen zu beschäftigen und konzentriere mich stattdessen nur auf den nächstliegenden Schritt.
Aber was passiert, wenn es schwierig wird?
Mein Problem ist eher, dass ich manchmal zu leicht bereit bin, ganz von meiner Vision Abstand zu nehmen, sobald ich auf Widerstände stoße. Und dann mache ich mir dafür auch noch Vorwürfe.
Mit Mitte Zwanzig hatte ich z.B. die Vision, Hebamme zu werden. Ich bewarb mich in mehreren Krankenhäusern für einen Ausbildungsplatz und arbeitete nebenbei in der Familienpflege mit Neugeborenen. Ich schaffte es, einen Ausbildungsplatz zu ergattern aber leider zerriss die Betriebsärztin der Charité in Ostberlin den Ausbildungsvertrag vor meinen Augen, weil sie meinte, dass ich zu dick für diesen Job war.
Ich gab sofort auf. Dabei hätte ich mich immer noch in anderen Krankenhäusern bewerben können und die Wahrscheinlichkeit wäre groß gewesen, dass ich woanders noch einen Platz gefunden hätte.
Für mich liegt die Herausforderung im Erreichen meiner Ziele darin, nicht den Mut zu verlieren, sobald es nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe. Mir fehlte es nie an Disziplin und Vision sondern immer an Vertrauen. Vertrauen in mich, dass ich neue Ideen finden werde, die mich weiter bringen können und auch Vertrauen darauf, dass dieses Universum eine unerschöpfliche Quelle von verschiedenen Wegen zur Erreichung eines Ziels zur Verfügung stellt. Die Tatsache, dass mir der eine Weg, den ich bisher gesehen hatte, versperrt wurde, heißt ja nicht, dass nur dieser Weg existiert.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich immer ganz neue Möglichkeiten eröffneten, sobald ich mich von meiner Enttäuschung etwas erholt hatte und ich mich für Neues öffnen konnte. Es überrascht mich dann immer wieder, wie unglaublich reich und vielfältig die Möglichkeiten außerhalb meines kleinen Hirns sind. Ich darf nur nicht aufgeben und die Hoffnung verlieren. Dann kommt immer etwas, was mir wieder weiter hilft.
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