Mich mit anderen zu vergleichen, ist für mich das perfekte Rezept zum unglücklich sein. Wenn ich mich mit anderen vergleiche, kommt nie etwas Gutes dabei heraus. Ich komme dabei immer auf eins der drei folgenden Ergebnisse:
1. Ich denke, dass ich etwas Besseres bin
Das passiert meistens, wenn ich mich gerade über jemanden ärgere. Wenn ich z.B. Auto fahre, und jemand meiner Meinung nach zu langsam vor mir fährt oder wenn mein Kollege mal wieder ratlos vor dem Büro-Kühlschrank steht und sich laut verwundert fragt, wieso denn wieder keine Milch da sei, oder wenn ich wieder einmal schmutziges Geschirr aus der Geschirrspülmaschine hole, weil Andrew die Sachen ohne Sinn und Verstand dort hineinschmeißt.
In allen diesen Fällen bin ich überzeugt, dass ich besser bin oder etwas besser machen kann als andere. Ich bin eine bessere Autofahrerin und ich erwarte von meinen Kollegen nicht, dass sie mir Milch besorgen und ich kann die Spülmaschine besser einräumen. Ich ärgere mich über diese Menschen, weil ich in solchen Momenten einfach nicht nachvollziehen kann, warum sie die Dinge nicht genauso tun, wie ich es tun würde. Zwar werte ich mich im Vergleich zu ihnen auf aber leider kann ich mich über solche Kleinigkeiten noch stundenlang ärgern, wovon die Übeltäter meistens gar nichts mitbekommen.
Und wenn sie doch etwas davon mitbekommen sollten, dann dadurch, dass ich schnippisch oder arrogant auf sie reagiere, was mir dann meistens sofort peinlich ist.
2. Bei dem Vergleich kommt heraus, dass keiner besser oder schlechter ist.
Das ist an sich gar kein schlechter Ansatz. Aber es ist ein wackeliges Gleichgewicht. Denn wenn ich in diesem Vergleichsmodus bin, scheine ich letztendlich immer doch noch etwas zu finden, was mich angeblich besser oder schlechter aussehen lässt.
3. Ich denke, dass ich schlechter bin als andere.
Das kann alle Bereiche betreffen. Und es kann ganz überraschend kommen. Normalerweise bin ich z.B. bei Häusern überhaupt nicht empfänglich für solche Vergleiche. Viele Häuser, die ich hier sehe, sind größer und schöner, als das, in dem ich jetzt gerade wohne. Nichts könnte mir normalerweise gleichgültiger sein. Unseres ist dafür klein uns sehr kuschelig und es gibt nicht viel zu putzen. Und meine Möglichkeiten, Kram anzusammeln, sind auch beschränkt
Aber als ich vor drei Wochen das Haus meines Kollegen besuchte, hatte es etwas, was mich danach klein und arm fühlen ließ. Waren es die erlesenen aber trotzdem gemütlich kombinierten Antiquitäten oder die originalen Kunstwerke an den Wänden? Oder war es der Charme des sehr alten und mehrstöckigen Hauses mitten im Zentrum der Stadt? Jedenfalls erschien mir das Haus, in dem ich lebte plötzlich nicht mehr gemütlich sondern nur noch schäbig und winzig. Und ich machte mir Vorwürfe, dass ich nicht ein besseres Leben, eine bessere Karriere gewählt hatte, um mir auch so ein Haus leisten zu können.
Wenn ich also gerade einen miesen Moment habe, kann es daran liegen, dass ich mich gerade wieder mit jemandem vergleiche. Und egal, wie der Vergleich für mich auch ausgehen mag, nie scheint dabei irgendetwas Gutes dabei herauszukommen.
Am allerbesten geht es mir, wenn ich mich mit niemandem vergleiche.
Dann kann ich mich über so vieles in meinem Leben freuen. Ich kann dann banale Kleinigkeiten, wie das Wetter oder eine nette Begegnung im Cafe, wahrnehmen und mich darüber freuen. Ich bin ganz bei mir und das Leben ist ok so wie es ist. Ich bin gesund, habe Freunde, einen Job und ein phantastisches Hobby. Ich gehe eine Straße entlang und freue mich über die Auslagen, die ich sehe. Wenn ich mich mit niemandem vergleiche, bin ich lebendig. Und das fühlt sich gut an.
Wie komme ich aber nun von dem einen Stadium ins andere? Wie kann ich aufhören, mich mit anderen zu vergleichen, wenn ich gerade mitten drin bin?
Eigentlich hilft nur eins: Ich muss mir wirklich bewusst werden, was ich da gerade mache/denke. Als ich das Haus meines Kollegen besuchte, merkte ich nicht gleich, was los war. Ich bewunderte sein Haus und seine Einrichtung aus vollem Herzen. Es war ein Genuss, sich in diesen Räumen aufzuhalten und es gab so viel zu gucken! Aber gleichzeitig wurde ich auch immer trauriger. Erst als ich später wieder alleine war, wusste ich warum. Ich wollte auch so leben! Das ist ja an sich weiter nicht schlimm. Aber ich machte aus der Tatsache, dass unser Haus so viel kleiner und, sagen wir mal, schlichter war, ein großes Versagerepos. Und da ich von Natur aus gerne unangenehme Gefühle wegdrücke, schob ich auch diese Gedanken erst einmal beiseite. Am nächsten Tag hatte ich den Besuch im Haus meines Kollegen zwar fast schon vergessen, aber ich war immer noch mies drauf. Erst zwei Tage später, als ich es leid war, schlecht gelaunt zu sein, schaute ich mir genau an, was in mir vorging.
Manchmal reicht das schon. Denn wenn ich mir solche Gedanken ans Licht des Bewusstseins hole, halten sie oft nicht mehr lange stand. Ja, der Wunsch auch in so einem Haus leben zu können, blieb. Aber der ganze andere Schmäh, den ich mir darum herum gebaut hatte, verschwand ziemlich schnell. Denn normalerweise bin ich vollkommen zufrieden mit unserem Häuschen. Mir wird dann bewusst, dass ich mich nur schlecht fühlte, weil ich mich mal wieder mit anderen verglichen habe. Wenn ich unser Haus nämlich nicht mit dem Haus anderer vergleiche, ist es perfekt für uns. Wir zahlen eine relativ niedrige monatliche Rate, es ist nicht viel zu putzen und es ist im Winter leicht zu heizen (ein ungeheurer Pluspunkt bei den strengen Wintern in Maine). Wir könnten uns theoretisch ein größeres Haus leisten, aber geben das Geld lieber für anderes aus. Ja, andere Häuser mögen größer und schöner sein aber das minimiert ja nicht die Qualitäten unseres Hauses und es sagt schon gar nichts darüber aus, was für Qualitäten ich als Mensch habe.
Naja, ich gebe zu, es ist nicht immer so einfach, mich davon abzubringen, mich mit anderen zu vergleichen. Aber es hilft mir, mir bewusst zu machen, wirklich bewusst zu machen, wie schädlich es für mich ist, wenn ich mich mit anderen vergleiche. Es kommt eben nie was Gutes dabei heraus.
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