Wie ist es in unserer heutigen leistungsorientierten Gesellschaft möglich, dass es diese ganz besondere Spezies von Kollegen und Vorgesetzten gibt, die es anscheinend ohne die dafür notwendigen Qualifikationen schaffen, in hohe Positionen aufzusteigen? Ich behaupte, dass dies nur deswegen möglich ist, weil solche Menschen von ihrer eigenen Kompetenz so überzeugt sind, dass der Rest der Welt ihnen nicht widerstehen kann und ihnen gibt, was sie haben wollen.
Die Stärke des Selbstbewusstseins scheint manchmal mehr die Höhe des Gehalts zu bestimmen als die Qualifikation.
Die Kollegen/Vorgesetzten, die ich meine, sind etwas ganz Besonderes. Sie sind meist männlichen Geschlechts, befinden sich in sehr gut bezahlten Positionen und scheinen irgendwie nicht zu ihrem Job zu passen. Manche würden sagen, dass sie entweder höchst inkompetent oder faul oder beides sind. Ich behaupte nicht, dass es nicht auch Frauen gibt, auf denen diese Beschreibung passen würde. Aber wenn ich solchen Frauen in meinem Berufsleben begegnet bin, waren sie meist nicht in Führungsposition.
Mir kann es ja eigentlich egal sein, ob Menschen in gutbezahlten Positionen auch das Geld wert sind, dass sie verdienen. Wenn ich mit ihnen allerdings zusammen arbeiten muss, können diese Kollegen Ursache für eine Menge Frust in meinem Leben sein. So sehr ich mich aber über solche Kollegen und Vorgesetzten bisher in meinem Leben schon geärgert habe, so sehr habe ich sie auch immer um ihre Einstellung beneidet. Denn ALLE, die ich persönlich kennengelernt habe, waren immer auch fest davon überzeugt, dass sie die Creme ihrer Profession seien. Schließlich wurde dies ja auch von ihrer Umwelt bestätigt. Sie verdienten viel und wenn sie dann doch mal eine Stelle wechseln mussten, weil ein Arbeitgeber sie nicht mehr haben wollte, schafften sie es oft, eine noch bessere Position zu ergattern.
Diese Männer merkten gar nicht, wie schwer es für andere war, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Und wenn sie es doch mal merkten, waren sie überzeugt, dass alle anderen ein Problem hatten und inkompetent waren, nur sie selber nicht.
Ich spreche hier von Vorgesetzten, die anscheinend davon überzeugt sind, dass das Anschreien ihrer Mitarbeiter zu einem guten Führungsstil gehört oder die das Abarbeiten ihrer eigenen Aufgaben ihren Assistentinnen überlassen, während sie selber ständig wichtige Termine wahrnehmen. Ich meine z. B. gut bezahlten Journalisten, die die grundlegendsten Regeln der Recherche nicht beherrschen (so sollte man als Journalist IMMER sicher gehen, dass zumindest Namen, Orte und Daten im Artikel korrekt sind) und trotzdem nicht verstehen, dass sie ständig Schwierigkeiten mit ihren Vorgesetzten bekommen. Ich spreche hier von Vorgesetzten, die für alle ganz offensichtlich keine Ahnung von der Materie haben, für deren Bearbeitung sie eingestellt wurden.
Natürlich habe ich auch viele kompetente und effizient arbeitende Kollegen und Vorgesetzte kennengelern. Und ich sah auch, wie phantastische Kollegen enorm schufteten aber karriereweise nie auf ein grünes Blatt kamen. Auch wenn sich diese Kolleginnen (meistens waren das Frauen) ihrer Kompetenz bewusst waren, machten sie sich doch auch oft klein. Entweder meinten sie, dass sie noch viel mehr lernen müssten, um einmal mehr Geld verdienen zu dürfen oder sie hatten sich damit abgefunden, dass die Welt nun mal so ist wie sie ist und sie eben auf ihrer kleinen Position ewig hängen bleiben würden.
Eine berufliche Karriere hat also nicht unbedingt etwas mit Kompetenz (egal ob im beruflichen oder sozialen Bereich) zu tun. Aber auffällig ist, dass die Männer, die sich in höheren Positionen befinden, oft mit einem phantastischen Selbstbewusstsein gesegnet sind, das schier unzerbrechlich zu sein scheint, egal ob sie kompetent sind oder nicht.
Wir ziehen das an, was wir glauben. Das funktioniert auch im Berufsleben.
Und glaube ich, dass genau diese Kollegen und Vorgesetzten meine stärksten Beweise dafür sind, dass wir das bekommen, das wir von uns selber glauben. Ich kann so kompetent sein wie ich will, wenn ich aber glaube, dass ich es nicht bin, ist die Chance gering, dass meine Umwelt meine Kompetenz honorieren wird. Sie wird sie vielleicht bemerken, aber nicht dafür bezahlen.
Andererseits scheint es egal zu sein, wie ineffizient ein Kollege ist, solange er von sich nur das Allerbeste hält. Irgendwie zieht er dann die richtigen Kontakte an, weiß, wie er mit wem zu reden hat, um eine Führungsposition zu erlangen. Er kann sich großartig verkaufen, denn er verkauft sich nicht wirklich. Er glaubt aus tiefstem Herzen, dass er das Beste ist, was dem Arbeitgeber je passieren könnte. Und dann glaubt ihm der Arbeitgeber auch - für eine Weile.
Und wenn diese Weile vorbei ist, kann man Leute aus Führungspositionen nicht so einfach wieder loswerden. Schließlich kann man niemanden so einfach kündigen oder degradieren. Wenn man sie loswerden will, muss man sie wegloben. Sie werden also anderen Arbeitgebern mit exzellenten Zeugnissen warm empfohlen und dann dort auch freudig eingestellt. Und damit wird das positive Selbstbild des Weggelobten wieder bestätigt.
Das ist das Gesetz der Anziehung pur. Es gibt keine andere Erklärung dafür, warum solche Kollege und Chefs sonst so erfolgreiche Karrieren haben können. Sie sind der absolute Beweis dafür, dass unsere eigene Einstellung unsere Welt erschafft in der wir leben.
Die Frage ist jetzt nur, wie komme ich auch dahin?
Sagt mir in euren Kommentaren, was ihr dazu denkt.
Karina
Hallo Karine,
AntwortenLöschenwahre Worte. Das erlebe ich gerade selber im Berufsleben. Etwas Ahnung, gute Präsentation und keinen Sozialkompetenz und schwupps zum Vorgesetzten geworden. Für alle anderen nur Streß.
Gruß Karsten
Aber, was mich wirklich fasziniert, ist das ungeheure Selbstbewusstsein dieser Menschen. Zumindest derjenigen, die ich kennengelernt habe (man soll ja nicht verallgemeinern).
LöschenAlso gilt vielleicht wirklich die Regel, wer selbstbewusst ist, bekommt auch mehr.