Donnerstag, 22. Januar 2015

Bin ich eine Stalkerin?

Wie kommt es, dass ich seit dreieinhalb Jahren versuche im Kontakt mit einer Bekannten zu bleiben, obwohl sie die meisten meiner Kontaktversuche nicht erwidert? Wir treffen uns zwei bis dreimal im Jahr zufällig, da wir uns in ähnlichen Kreisen bewegen. Jedes Mal überzeugt sie mich mit ihrem Verhalten, dass sie unbedingt mehr Zeit mit mir verbringen möchte und ich glaube ihr dann. Also rufe ich sie wieder an, spreche ihr auf den AB, lade sie zu meinem Geburtstag ein oder schicke ihr eine SMS. Und dann bekomme ich keine Antwort.


Vor 25 Jahren ist mir mal etwas passiert, was man vielleicht nicht direkt vergleichen kann, aber diese Situation erinnert mich daran. Nachdem ich eine prima Türkeireise mit meiner Freundin Manuela zusammen verbracht hatte, wurde der Kontakt spärlicher. Das erklärte sich vor allen Dingen daher, dass sie sich auf dieser Reise unsterblich in einen Griechen verliebt hatte, mit dem sie in Kontakt blieb und den sie auch bald wieder in Griechenland besuchte.

Nachdem sie wieder zurück in Deutschland war, rief ich sie also immer wieder mal an und hatte erstaunliche Schwierigkeiten, sie zu erreichen. Ihre nette kleine Schwester ging meistens ans Telefon und erzählte mir, dass ihre große Schwester nicht zu Hause war. Ich hatte ein paar sehr nette und lange Gespräche mit ihr bis ich eines Tages wieder einmal anrief und wieder die Schwester an der Strippe hatte. Dieses Mal war Manuela anscheinend zu Hause, denn die Schwester rief sie und sagte ihr, dass ich am Telefon war. Und dann hörte ich Manuela genervt aus einem anderem Ende des Hauses schreien "Man, sag ihr, dass sie mich verdammt noch mal endlich in Ruhe lassen soll."

Ich war vollkommen überrascht. Ich hatte nicht geahnt, dass ich unerwünscht war. Ich hatte vermutet, dass sie eben sehr beschäftigt gewesen war. Und die arme Schwester erst. Die hatte sich all die Male mit mir unterhalten müssen, obwohl wahrscheinlich Manuela irgendwo in der Nähe war. Sie hatte sich natürlich nicht getraut, mir zu sagen, dass ich unerwünscht war und musste freundlich zu mir sein währen Manuela im Hintergrund wahrscheinlich feixte. Wieso hatte ich die Zeichen nicht gesehen?

Die Frage ist, mache ich jetzt dasselbe?

Ich neige durchaus zu einer gewissen Hartnäckigkeit, wenn ich Frauen kennenlerne, die ich interessant und sehr sympathisch finde. Ich bin bereit am Anfang ein gewisses Ungleichgewicht in Kauf zu nehmen, was die gegenseitige Kontaktaufnahme anbetrifft. Ich gehe anscheinend immer davon aus, dass Sympathie stets beidseitig ausgeprägt ist. Vielleicht sollte ich diese Annahme mal neu überdenken?

Die Bekannte, um die es jetzt geht, Lilliana, habe ich vor dreieinhalb Jahren hier in den USA kennengelernt. Nun bin ich bei Amerikanerinnen ein wenig zurückhaltend, was ihre Liebes- oder Zuneigungsäußerungen mir gegenüber angeht. Ich bin ein gebranntes Kind. Amies sind so ungeheuer freundlich, dass ich das früher, vor vielen Jahren, mal sehr missverstanden habe. Seitdem ich aber hier lebe, habe ich bis jetzt, glaube ich, noch keinen Amie in seiner Freundlichkeit missverstanden. Ich sehe ihre Freundlichkeit an als das, was sie ist.

Aber bei Lilliana muss ich wieder irgendetwas missverstanden haben. Liegt es daran, dass sie deutscher Herkunft ist? Ihre Eltern zogen vor mehr als 30 Jahren nach Amerika als sie 14 Jahre alt war, oder daran, dass sie ihren Mann durch eine schwere Krebserkrankung begleitete, die kurz nachdem ich sie kennengelernt hatte, diagnostiziert wurde. (Vor einem halben Jahr ist er verstorben.) Oder einfach daran, dass, wenn wir uns treffen, es mir wirklich so erscheint als wenn wir uns beide gegenseitig sehr gerne mögen?

Sie steht unter enormen Druck, furchtbaren Stress und ist in Trauer. Kein Wunder, dass sie nicht zurückruft. Ganz offensichtlich will sie nichts mit mir zu tun haben, und trotzdem erwische ich mich immer wieder mal dabei, wie ich überlege, sie anzurufen. Meistens lasse ich es sein und habe dann sogar ein schlechtes Gewissen.

Missversteht mich bitte nicht. Meine Anrufe oder SMS beschränken sich auf HÖCHSTENS einmal im Monat. Aber ich verstehe nicht, warum ich es nicht einfach sein lassen kann? Selbst wenn wir bei jedem Treffen feststellen, wie toll wir uns finden, wieso kann ich nach MEHREREN JAHREN nicht endlich aufhören zu versuchen, diese Bekanntschaft in eine Freundschaft verwandeln zu wollen?

Das grenzt doch schon ans Stalken, oder?

Ich habe in diesem Artikel keine Lösung parat. Keine Gewaltfreie Kommunikation oder sonst irgendetwas, was mir hier hilfreich wäre. Im Moment mache ich mir einfach nur Sorgen darüber, ob ich schon öfter die Signale anderer so übersehen habe, dass ich ihnen mächtig auf den Zeiger gegangen bin?

Ich weiß, was mir helfen würde: Wenn die betreffenden Frauen mir klar sagen könnten, dass sie an einer näheren Bekanntschaft mit mir nicht interessiert sind. Aber natürlich verstehe ich, dass das sehr schwer ist. Und ich bin mir keineswegs sicher, ob ich einen Bekannten so etwas sagen könnte. (So etwas kann ich nur Männern sagen, und zwar in vier Sprachen).

Also bleibt mir nichts anderes übrig, mehr meine Ohren zu spitzen oder mir zumindest ein Zeitlimit zu setzen. Wie wäre es mit drei Monaten statt drei Jahren?

Karina

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