Donnerstag, 29. Oktober 2015

Werde ich größenwahnsinnig?

 

Da bin ich wieder! Ich bin zwei Wochen im Urlaub in Deutschland gewesen. Darum ist hier auch nichts erschienen. Ich schleppe meinen Laptop überall hin aber packe ihn dann nie aus. Ich habe einfach zu viel damit zu tun, alle meine Freunde zu treffen.

Dieses Mal war ich nur eine Woche in Berlin und die zweite Woche war ich mit Andrew in Südspanien. Logisch, dass mich diese Reise zu neuen Posts inspiriert hat.

Ich weiß ja, dass meine Gefühle mein Leben gestalten. Aber ich bin auch überzeugt davon, dass meine Gefühle Dinge und Umstände verändern können. Genau so etwas habe ich meiner Meinung nach vor einer Woche in Spanien geschafft. Oder bilde ich mir das nur ein?

 
Ich war also mit Andrew in Südspanien, unter anderem deshalb, weil wir noch ein wenig Sommer erwischen wollten, bevor bei uns zu Hause der kalte kanadische Winter anfängt (Maine liegt an der Grenze zu Kannada und bekommt daher die volle Ladung Kälte und Schnee ab).

Wir kamen also vor einer Woche am Samstagnachmittag in Marbella an und es goss in Strömen. Am nächsten Tag, Sonntag, regnete es sogar noch schlimmer. Aber wir entschlossen uns trotzdem mit unserem Programm fortzufahren. Wir fuhren also in die Berge und besichtigten dort einige Orte bis es dunkel war und uns der dämliche Regen völlig durchnässt hatte. Abends fuhren wir dann tapfer im strömenden Regen die kurvige Landstraße Richtung Meer hinunter. Es war wirklich sehr kurvig und sehr dunkel, der Regen verringerte die spärliche Sichtweite noch um einiges und dann kamen noch Nebel und Blitze dazu. Als wir dann auch noch mit Steinschlag und riesigen Felsbrocken auf der Straße zu tun bekamen, waren wir am Ende unserer Nerven angelangt.

Nach mehr als zwei Stunden kamen wir heile im Hotel an und fielen halb ohnmächtig ins Bett. Verzweifelt checkten wir vor dem Einschlafen noch schnell alle unsere Wetter Apps. Aber jede App war sich einig: Das regnerische Wetter würde sich stabil für den Rest unseres Urlaubes halten.

Am nächsten Morgen beschlossen wir wieder, uns nicht vom Wetter abhalten zu lassen und machten uns auf den Weg nach Gibraltar. Auf der Autobahn dorthin wurde der Regen dann aber so stark, dass ich auch bei hellichtem Tag nicht weiter als zwei Meter sehen konnte. Andrew saß neben mir und bekam vor lauter hilflosem Frust einen Wutanfall und wollte sofort wieder zurück nach Hause fliegen. "Es reicht mir" schrie er "Dieses verfickte Wetter ist doch zum Kotzen. Dreh sofort um. Ich fliege wieder nach Hause. Wenn ich noch so einen Scheißtag wie gestern erlebe, kann ich für nichts mehr garantieren."

Auch wenn ich im Auto nicht so herumschrie, schließlich brauchte ich meine ganze Aufmerksamkeit für das Autofahren, gab ich ihm innerlich recht. Das Ganze war einfach mega frustrierend und anstrengend.

Aber ich wusste auch, dass ich mich jeder Zeit entscheiden konnte, wie ich mich fühlen wollte, egal, wie die Umstände sein mochten. Und in diesem Moment entschied ich mich dafür, mich gut zu fühlen. Schließlich war klar, dass wir unsere Flüge nicht würden umbuchen können. Also, warum dann nicht einfach die gegenwärtigen Umstände ignorieren und einfach mal glücklich sein?

Andrew checkte gerade wieder seine diversen Wetter Apps und jaulte auf. Die Vorhersagen hatten sich seit dem Vorabend anscheinend nicht geändert. Genau in diesem Moment stellte ich mir vor, wie ich mich fühlen würde, wenn es jetzt sofort einen strahlend blauen Himmel und eine leuchtende Sonne geben würde. Ich stellte es mir nicht nur vor, sondern ging richtig in das Gefühl rein, dass so ein Wetter bei mir auslösen würde.

Während ich also angestrengt durch den Regen vor mir starrte und dabei das Lenkrad krampfhaft umklammert hielt und einen fluchenden Mann neben mir sitzen hatte, FÜHLTE ich die Freude und Leichtigkeit, die Wärme und Freude, die gutes Wetter bei mir immer auslöst. Fast eine Stunde lang hielt ich es durch, mich trotz der widrigen Umstände so zu fühlen.

Dann kamen wir in Gibraltar an. Der Berg war fast vollständig in Wolken gehüllt und Andrew weigerte sich, mit der Kabelbahn hochzufahren, da man von oben ja sowieso nichts sehen könne. Ich blieb weiter dabei, mich "sonnig" zu fühlen und beschloss notfalls auch alleine auf den Berg zu fahren. Zähneknirschend folgte er mir dann doch.

Auf dem Gipfel von Gibraltar veränderte sich dann alles. Nein, der Himmel brach nicht plötzlich auf aber Andrew verliebte sich spontan in die zahmen Affen und hatte sofort wieder gute Laune. Und die Tatsache, dass es nur noch leicht nieselte, half auch, dass wir uns wohler fühlen konnten.

Wir verbrachten einen wundervollen Tag auf dem Berg von Gibraltar und wanderten ihn ganz langsam wieder runter. Die Wolken hoben sich währenddessen langsam an und wir konnten dann auch die atemberaubende Aussicht genießen. Irgendwann sahen wir dann tatsächlich auch Zipfel von blauem Himmel und am Nachmittag brach ab und zu sogar die Sonne durch. Wir hätten nicht glücklicher sein können.

Obwohl unsere Apps immer noch strömenden Regen anzeigten, und auch in den nächsten zwei Tagen darauf bestanden, dass es wie aus Kübeln schütten würde, fiel ab diesem Tag kein einziger Tropfen mehr auf uns. Wir verlebten wunderbare sonnige, teilweise wolkige Tage bei angenehmen 23 Grad und hätten keinen besseren Urlaub verbringen können.

Unsere Apps brauchten etwa zwei Tage, bis sie die Realität, die wir erlebten, auch anzeigten. 

Glück, Zufall, Einbildung?

Nicht für mich. Ich erlebe dieses Phänomen immer wieder, egal bei welcher Gelegenheit. Wenn ich es schaffe, trotz eines Problems oder einer Krise, mich so zu fühlen, wie ich mich fühlen würde, wenn das Problem bereits gelöst wäre, löst sich das Problem von selber auf. Ich habe es zig Mal erlebt.

Die Herausforderung dabei ist allerdings für mich, mich wirklich so zu fühlen, wie ich es gerne hätte, obwohl die aktuellen Umstände normalerweise genau die gegenteiligen Gefühle bei mir auslösen würden. Ich schaffe das nicht immer. Und wenn ich es schaffe, dann brauche ich meistens eine ganze Weile, um die gewünschten Gefühle zu produzieren (manchmal sogar Jahre).

Es ist selten, dass ich mich derartig klar konzentrieren kann. Es war die pure Verzweiflung und Hilflosigkeit, die mir dazu die Kraft gegeben hat. Aber ich finde, das Ergebnis war schlichtweg spektakulär.

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